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DEKANATSKIRCHE ST. JOACHIM

31. 5. 2021

Einleitende Informationen

Am oberen Ende des Hauptplatzes steht die Dekanatskirche, die dem Schutzpatron der Stadt - St. Joachim - gewidmet ist. Das massive Bauwerk bildet eines der Wahrzeichen der Stadt, die es überragt. Die Kirche wurde als lutherische Kirche geplant und gebaut, was sie zur ersten derartigen Steinkirche in der Tschechischen Republik machte. Sie wurde 1624 rekatholisiert. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war es barock und nach einem Brand wurde es im pseudogotischen Stil wieder aufgebaut. Die letzte Überholung wurde in den Jahren 1981-1992 durchgeführt (die Innenlackierung erfolgte in den Jahren 1992-1994).

Beschreibung des Gebäudes

Ursprünglich eine spätgotische einschiffige Kirche, umgebaut zu einer pseudogotischen dreischiffigen Kirche auf einem rechteckigen Grundriss mit den Maßen 50,5 x 28,5 x 29 m mit einem nicht eingezogenen Chor, bedeckt mit einem Blechgiebeldach. Das Dach ist 14 Meter hoch und maß ursprünglich etwa 17,5 Meter (9 Klafter, 4 Fuß, 6 Zoll). Der Turm ist 56 Meter hoch. Die Wände werden von sechzehn Pfeilern mit einem Rücksprung gestützt.

Die Mauern werden durch 3 große Hauptportale, 2 kleinere Portale (Auskleidung) und einen Eingang zu einer der vier Emporen durchbrochen. Die sechzehn hohen pseudogotischen Fenster haben ein gotisches Untergesims und ein Gesims aus zwei Vierpässen und einem Dreipässen in einem gestauchten Spitzbogen. Das Bruchsteinmauerwerk ist glatt verputzt.

Die Kirche ist auf einer Nord-Süd-Achse gebaut, wobei die westliche Wand vom Beginn des Baus an unter dem Niveau der Straße nach Boží Dar und weiter nach Deutschland (ursprünglich der Handelsweg nach Annaberg) lag.

Ursprünglich stand die Kirche während der Gottesdienste, so dass das Gebäude dreitausend Gottesdienstbesucher fassen konnte.

Geschichte des Gebäudes

Der Grund für den Bau der neuen Kirche war das schnelle Wachstum der neuen Siedlung, so dass die ursprüngliche Pfarrkirche Allerheiligen völlig unzureichend war. Außerdem wurde das Zentrum der Siedlung vom ehemaligen Brotmarkt an seinen heutigen Standort verlegt. Der Bau der Kirche begann am Montag nach der Heiligen Dreifaltigkeit, was nach heutigem Verständnis der 1. Juni 1534 war. Der Bau wurde von dem Joachimsthaler Baumeister Hanus Kopp geleitet, der Zimmermann war zunächst Wolf Müller aus Ostrov und der Steinmetz Jörg aus Bamberg.

Die erste Messe wurde unter der Leitung von Johann Mathesius am Fest der heiligen Katharina (25. November) im Jahr 1537 gehalten. Das Gebäude wurde nur in grober Form fertiggestellt. Der Kirche fehlten Fenster und eine Decke. Weder die Giebelwände noch der Turm waren erhöht worden. Das Dach war nur vorübergehend mit Schindeln gedeckt (die 1539 durch Schiefer ersetzt wurden). Es dauerte weitere drei Jahre, bis die Kirche fertiggestellt war. Zu dieser Zeit wurde der Bau bereits von dem schlesischen Hofbaumeister Johann Münnich geleitet. Die Gesamtkosten für den Bau betrugen 14.824 Gold und 8 Groschen.

Die Inneneinrichtung wurde nach und nach zwischen 1542 und 1573 eingebaut. Die Decke wurde 1566 entfernt und die Wände wurden 1567 von Augustin Habart aus Prag (einem Maler namens Kord oder Cordel) ausgemalt. Die Emporen wurden dann im Jahr 1573 bemalt.

Im Jahre 1623 wurde die lutherische Kirche wegen Rekatholisierung geschlossen und nach der Weihe an St. Joachim im Jahre 1624 wieder eröffnet.

Zwischen 1764 und 1785 wurde die Kirche barockisiert und die Innenausstattung, wie z.B. die Seitenaltäre von 1764, in diesem Sinne ergänzt. Im Jahre 1768 wurde eine neue Sakristei zwischen dem Turm und dem Hauptaltar gebaut und die Kirche wurde weiß getüncht. Ein Jahr später wurden neue Fliesen verlegt. Nach der Reparatur des Dachstuhls wurde zwischen 1776 und 1781 ein neues Schieferdach gedeckt.

Die Kirche wurde beim Stadtbrand am 31. März 1873 völlig zerstört. Nur die Außenmauern, einschließlich der Renaissance-Portale, blieben stehen. Silber aus der eingeschmolzenen Dekoration der Kirche gelangte in das Rathaus.

Unmittelbar nach dem Brand erhielt die Stadt in einer öffentlichen Ausschreibung 56 Angebote für die Restaurierung der Kirche. Josef Mocker, Baumeister am Veitsdom in Prag und Vertreter des neugotischen Purismus, gewann mit seinem Entwurf. Die Bauleitung hatte Karl Franz Richter aus Johanngeorgstadt, die Steinmetzarbeiten wurden von den Gebrüdern Habrecht aus Zwickau ausgeführt. Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau beliefen sich auf 88.000 Gulden und wurden von der Stadt durch Kredite und Spenden aus dem ganzen Land und dem Ausland bezahlt. Das von den Joachimsthaler Bürgern bezahlte pseudogotische Inventar wurde in den Jahren 1876 bis 1884 aufgenommen.

Im Jahre 1952 erhielt die Kirche religiöse und künstlerische Gegenstände aus dem geschlossenen Kloster in der Mariánská Straße. Am 3. Mai 1958 wurde die Kirche in die Liste der nationalen Kulturdenkmäler aufgenommen. Im selben Jahr wurde die Außenfassade der Kirche restauriert.

Zwischen 1981 und 1992 wurde die Kirche einer Generalrekonstruktion unterzogen. Am 8. November 1987 verlieh Franz Kardinal Tomášek der Kirche den Status eines Wallfahrtsortes im Rahmen der traditionellen Marienwallfahrten zum Standort des aufgelösten Kapuzinerklosters in Marienbad. Die Rekonstruktion wurde mit dem Aufhängen der neuen Glocken abgeschlossen. Die Kirche wurde am 13. September 1992 unter der Leitung des Weihbischofs von Prag, František Václav Lobkowicz, wieder eingeweiht.

Portale

Die Portale sind praktisch identisch, wobei das westliche das schönste ist. Interessant ist auch die Lage dieses so genannten Bergmannsportals, das immer unterhalb des Niveaus der angrenzenden Straße gelegen hat. An diesem Portal in der Mitte des Giebelfeldes ist die Büste von Štěpán Šlik - dem Gründer der Stadt - eingemeißelt. Unter der Büste befindet sich ein Füllhorn, aus dem ein Delphin herausspringt, und im Friesband ist ein von Jörg von Bamberg geschnitztes und von Jane Naevius poetisiertes Distichon. Wir lesen hier: HVNC PIETAS REGISQUE FAVOR ATQUE INICKITA VIRTVS ORBARVNT /VITA CONIVGE ET IMPERIO. D. STEPHANVS SCHLICK. KOMMT Z.G.AN. 1526 AETATIS 40/.

Im Giebelfeld des Nordportals sehen wir die Büste eines bartlosen Soldaten mit geöffnetem Helmvisier, und das Medaillon des Ostportals, zu dem eine neunstufige Treppe führt, ähnelt seinem westlichen Pendant.

Die Portalverkleidung führt nun in die Sakristei. Es handelt sich um die ursprüngliche Umrahmung mit einem Rundbogen, der bis zu einem Drittel seiner Höhe mit Blattwerk verziert ist, oben ist er glatt. Auf der Spitze des Bogens ist das Wappen der schottischen Grafschaft Bassano (Pasoun) eingemeißelt.

Die Renaissance-Portalverkleidung des Turms mit einem Rundbogen ist mit einer Reihe von Blättern und Rosetten über Halbsäulen mit korinthischen Kapitellen verziert. Das bogenförmige Doppelgesims wird von einem schlichten Fries mit Balustersäulen an den Seiten überragt, die bis zum Turmkranz reichen.

Turm

Der Turmkörper schließt an die südliche, chorale Wand der Kirche an. Vor dem Brand betrug seine Höhe einschließlich der Zinnen und des Kreuzes 25 Klafter (etwa 47,5 Meter). Jetzt ist er 56 Meter hoch. Es ist zylindrisch bis zur Traufe, dann achteckig mit zwei Stützpfeilern ohne Rücksprung. Über dem Eingangsportal befinden sich zwei Paare von Verbundfenstern. Der achteckige Teil des Turms ist aus zwei Teilen zusammengesetzt. Der ursprüngliche Teil beherbergt die Zifferblätter, der obere Teil wurde nach dem Brand wieder aufgebaut und dient als Glockenturm. Der Turm ist mit einem hohen Stachelhelm gekrönt.

Im Inneren des Turms befindet sich eine Wendeltreppe aus Sandstein unter einem gemauerten Bogen, der von einer Treppenspindel getragen wird. Die neunte Stufe befindet sich auf dem Niveau des Kirchenpflasters und war ursprünglich der Eingang zur Sakristei. Die nächste Öffnung befand sich auf der einunddreißigsten Stufe und war der Eingang zum ursprünglichen Emporium. Die Treppe ist mit einem geschnitzten Steinhandlauf umwickelt.

Bis zum Brand hatte die Kirche auch einen Sanctusturm, der ursprünglich in der Mitte des Daches stand und einen Kuppelhelm hatte.

Glocken

Die ursprüngliche große Glocke wurde 1542 von Hieronymus und Lorenz Schlick aus Burckstein gebracht. Zusammen mit den anderen Glocken wurde sie am 31. März 1873 bei einem Brand zerstört. Nach dem Wiederaufbau der Kirche wurden neue Glocken aufgehängt, die jedoch während des Ersten Weltkriegs zerstört wurden. Im Jahre 1922 wurden drei Glocken aus der Werkstatt von Richard Herold aus Chomutov gekauft und installiert. 1941 wurden diese Glocken beschlagnahmt und 1942 nach Königsberg in Ostpreußen transportiert. Von dort wurden sie mit dem Schiff gebracht, wurden aber von einem sowjetischen U-Boot in der Ostsee versenkt. Nur die Totenglocke und eine gusseiserne Glocke aus dem frühen 20. Jahrhundert hängen noch im Turm. Nach den deutschen Vorschriften wurde die Glocke nicht beschlagnahmt, da in jeder Gemeinde eine Glocke verbleiben musste.

Im Jahre 1992 kaufte der Erzdiakon P. František Krásenský aus Brodek u Přerova neue Glocken aus der Werkstatt von Marie Tomášková-Dytrchová für 450.000 Kronen aus dem Erlös einer von ihm organisierten Sammlung (der Staat, die Kirche, Joachimsthal, die Bürger der Stadt und die ursprünglichen Bewohner trugen bei). Ihre Einweihung und Erhebung fand am 18. Oktober 1992 statt. Die Hebung auf den Turm wurde von der Karlsbader Firma Kama durchgeführt.

Die Kirche und ihre Einrichtung vor dem Brand

Die ursprüngliche Innenausstattung spiegelte den Reichtum und die Bedeutung von Joachimsthal und seiner Bürger wider. Immerhin war es damals eine Stadt von europäischer Bedeutung und die zweitbevölkerungsreichste Stadt des ganzen Königreichs.

Im Jahr 1545 stifteten die Grafen Hieronymus und Lorenz Schlick ein Tafelbild ("Altartisch") von Lucas Cranach für die Kirche, der Bürger und Frachtbergmann Ondřej Selttenreich stiftete 1559 das Heilige Grab und der Patrizier Nickel Militz kaufte ein Jahr später eine Statue der Himmelfahrt für die Kirche.

Im Jahr 1564 wurden 10 Holzsäulen in der Kirche aufgestellt. Diese hatten keine andere Funktion als dekorativ. Sie waren jedoch interessant in ihrem Design. Es waren sechseckige Säulen vom Boden bis zur Decke, geschnitzt aus einem einzigen Stück Holz. In der Barockzeit wurden sie mit Malerei und Vergoldung verziert.

Zwischen 1764 und 1785 wurde die Kirche im Stil des Spätbarocks umgebaut, was sich auch in der Innenausstattung widerspiegelte. Im Jahr 1764 wurden neue Seitenaltäre errichtet und 1768 wurde ein Chor geschaffen, der durch ein neues Geländer vom Kirchenschiff getrennt wurde. Die neuen Kirchenbänke wurden von dem Bildhauer Matthias Schmiedhuber geschnitzt, ebenso der Beichtstuhl. Im selben Jahr wurden die Altäre der Heiligen Dreifaltigkeit und der Heiligen Anna im Barockstil umgebaut. Der Kreuzweg wurde im Jahre 1773 von dem Oberslawkower Maler Elias Dollhopf gekauft.

Im Jahre 1785 wurde ein neuer Hochaltar aus Marmor fertiggestellt (Gesamtkosten: 1782 Goldstücke). Die Herstellung dauerte mehrere Jahre und wurde von einer Reihe hervorragender Meister der damaligen Zeit bearbeitet - dem Steinmetz Matyáš Millauer aus Prag, dem Maurer Christianelli, dem Vergolder Tadeáš Beck aus Jáchymov und dem Bildhauer Matyáš Schmiedhuber. Das Hauptaltarbild wurde von Josef Kramolín aus Prag gemalt, der sich zu dieser Zeit in Karlsbad aufhielt. Der ursprüngliche Tafelaltar von Lucas Cranach wurde vorübergehend hinter den Seitenaltar versetzt.

Der innere Grundriss der Kirche (entnommen aus: Inventar der Denkmäler, Band 40. Politischer Bezirk von Joachimsthal (1913) S. 41).

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I. Hauptaltar, II. Altar des hl. Johannes von Nepomuk, III. Rosenkranzaltar, IV. Altar der Muttergottes des Trostes, V. Altar der Schmerzensreichen Muttergottes, VI. Altar der 14 Heiligen Helfer, VII. Altar des hl. Ignatius, VIII. Altar der Heiligen Dreifaltigkeit, IX. Altar des Heiligen Kreuzes, X. Altar der heiligen Anna (auch. Bergmann), XI. Der Original-Altar von Lucas Cranach.

1. auf der Säule: Josef Mächtl von Engelsberg (1709 c. k. Oberrat und Landrat), 2. auf der Säule: Heinrich von Köneritz (1534 - 1540 Schlik Oberhauptmann und Mitbegründer der Stadt), 3. auf der Säule: Wolf Hölzl von Sternstein, Herr von Lychank, c.c. Rat und Statthalter in Joachimsthal, unter ihm - Sebald Schwerzer von und auf Falkenberg, c.c. Rat und dreizehnter Statthalter in Joachimsthal (1606 - 1613), 4. auf der Säule: Albrecht von Globen in Pochlovice, zehnter Statthalter von Joachimsthal, 5. auf der Säule: Jan Kristián Meyer - Hauptverwalter des Amtes in Joachimsthal (4. Januar 1677 - 1714), 6. auf der Säule: Ruprecht Pullacher (Epitaph aus der Allerheiligenkirche), unten: 7. auf der Säule: Konrad Lauer, Oberamtmann (10. Juli 1670 - 12. Juni 1715), 10. auf der Säule: Senator Wolf Wiebel von Höchstett, 11. Der Sitz des Hauptschreibers mit dem Wappen der Bergleute, 12. Der Sitz des Magistrats mit dem Stadtwappen, 13. Schulbänke, 14. Bänke der Bergleute, 15-18. Bänke der Frauen, 19.

20. Decke: Kaiserlich Österreichischer Adler mit Inschrift - Maximilian der Anderte, Röm. Kaiser, zu Hungarn und Böhmen, König an. 1566. Regnante Maria Theresia aC Conregante in Victo Caesare Josepho Interna renoVatio eCCLesIae faCta est (= 1763), 21. Auf der Rückseite des Altars (Lucas Cranach) - eine trauernde Figur in die Wand geschnitzt. 22. Gemälde des hl. Christophorus (heute im Museum, ursprünglich in der Allerheiligenkirche) von Lucas Cranach, darunter ein Gemälde eines Schülers von Lucas Cranach, 26. Statuen auf der Empore (gestrichelte Linie) - a) Salvator, b) Markus und die zwölf Apostel, 27. + 28. Ältestenchor, 29. + 30. Empora, 31. Musikalischer Chor, 32. Wappen an der Decke der Kirche (Mittellinie) - a) kaiserlich, b) böhmisch, c) städtisch, d) bergmännisch, e) Schlikow, 33. Drei Betrachtungen von Albrecht Dürer, 34. Gottes Grab, 35. Gemälde von Karel Škréta.

Oft waren es Kunstwerke von unschätzbarem Wert. Auf dem Altar des Heiligen Grabes befand sich zum Beispiel eine lebensgroße Christusfigur aus Silber mit einem aus Silbererz zusammengesetzten Grabmal. Die Kanzel, die von einem lebensgroßen Bergmann getragen wird, wurde ebenfalls in reinem Silber gegossen.

Die Kirche nach dem Brand

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Bei der Rekonstruktion wurden die innere Aufteilung und teilweise auch das äußere Erscheinungsbild komplett verändert. Äußerlich war die größte Veränderung der Einbau von neuen Fenstern. Ursprünglich hatte die Kirche zwei Fensterreihen, die oberen waren Doppelfenster, die mit einem Bogen gekrönt waren, und darunter war jeweils ein kleineres Dreifachfenster, das den Raum unter der Empore beleuchtete. Diese kleineren Fenster wurden zugemauert, da das Emporium nicht restauriert wurde und die unteren Fenster ihren Zweck verloren. Der Innenraum wurde vom ursprünglichen einschiffigen Grundriss zu einem dreischiffigen mit Säulen verändert, und in die Ecken des Gebäudes wurden gemauerte Emporen eingebaut. Diese dienen nun als Sakristei, Winterkapelle, Taufkapelle und als symbolisches Gottesgrab. Die neuen Säulen sind durch Bögen verbunden, die die Deckenkonstruktion tragen.

Eine weitere bedeutende Veränderung war der Bau einer Umfassungsmauer zwischen dem Turm und dem Altarraum. Bis dahin war der Turmkörper von der Kirche aus sichtbar (bis zum Bau der "neuen Sakristei" in der Barockzeit) und ermöglichte den Zugang zum Emporium.

Bei einem Brand im Jahr 1873 wurde die gesamte Inneneinrichtung zerstört. Nur durch ein Wunder konnten die Zinnschale mit dem Taufkranz, die Plakette von Lucas Cranach mit dem heiligen Christophorus und die beiden Felder des Geländers gerettet werden.

Geländer

Ursprünglich stand sie um das Taufbecken in der Südostecke neben der alten Sakristei. Die beiden heute erhaltenen Erker umschließen den Eingang zur Taufkapelle unter der nordöstlichen Empore. Die Balustrade besteht aus aufgereihten Stäben und einem breiten Rahmen aus Flacheisen. Das Einhorn und die Blätter, die es schmücken, sind aus Blech geschnitzt. Das Geländer stammt aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts.  Die Malerarbeiten wurden nach der letzten Rekonstruktion (1981-1992) in den Jahren 1992-1994 durchgeführt.

Baptisterium

Der erhaltene Teil besteht aus einer schlichten Schale von 51 cm Durchmesser und einem gegossenen Zinnkranz von 22 cm Breite. Dieser wird auf das neue Taufbecken gelegt. Es ist eine hervorragende Arbeit des Joachimsthaler Glockenmachers und Zinngießers Hans Wildt aus dem Jahr 1575. Davon zeugen die Initialen HW in Verbindung mit einer Glocke und dem Joachimsthaler und Meisterzeichen. Der Auftraggeber und Stifter des Werkes war der Joachimsthaler Patrizier Hans Roth.

Das äußere und innere Band ist aus geometrischen Ornamenten gefertigt. Es folgt ein Kreis mit geprägten Palmetten und einem Band aus Akanthusrüschen. Der Mittelstreifen besteht aus 35 Tafeln mit sieben Passionsszenen (Christus am Ölberg, Verhaftung Christi, Jesus vor Kaiphas, Christus mit der Dornenkrone gekrönt, Pilatus wäscht seine Hände, Christus trägt das Kreuz, Kalvarienberg). Die Reihe der sieben Szenen wird fünfmal wiederholt. Zwischen den Feldern befinden sich Arkaden mit Balustradensäulen. Im sechsunddreißigsten Feld befindet sich ein männlicher Torso des Stifters im Schild mit der Initiale HR und der Jahreszahl 1575.

Grabsteine

1. im Pflaster unter der Musikempore ein stark beschädigter Sandstein mit den Maßen 1,8 x 0,75 m. Die linke obere Ecke ist beleidigt, das Wappen und die Inschrift sind abgetragen, so dass sie kaum noch zu erkennen sind. Es ist dem Andenken an den ersten kaiserlichen Hofkammersekretär Kaspar Geitzofler von Greifenegger gewidmet. Er starb am 15. Oktober 1575 in Karlsbad im Alter von 44 Jahren und wurde zur Beerdigung nach Joachimsthal überführt.

2. Ein Grabstein aus dem Jahr 1613 aus rotem Marmor mit den Maßen 1,95 x 1,05 m, der zwischen dem Westportal und dem Altar des Hl. Joseph steht. Die Inschrift und das reich ausgeführte Wappen sind erhalten geblieben.

Ausstattung der Kirche

Das gotische Inventar der Kirche wurde zwischen 1876 und 1884 aufgenommen. Die reich verzierten, teilweise bemalten und vergoldeten Holzaltäre und die Kanzel stammen aus der Werkstatt des Bildhauers Lehner aus Wien und wurden von den Joachimsthaler Bürgern bezahlt.

Organ

Im Jahre 1799, zur Zeit der Barockrenovierung der Kirche, bat der Stadtrat um die Erlaubnis, eine neue Orgel für 456 Goldmünzen zu bauen. Diese Orgel war mit einer mechanischen Traktur und einem Schubladenluftkasten ausgestattet. Doch schon 1842 erstellte der Orgelbauer Josef Gartner aus Prag einen Vorschlag für ihre Reparatur. Der Vorschlag wurde angenommen, aber die eigentliche Ausführung wurde an Josef Müller aus Cheb vergeben, der einen niedrigeren Preis für die gleiche Arbeit bot. Die Orgel wurde durch einen Brand zerstört, so dass im Rahmen der Restaurierung eine neue Orgel angeschafft wurde.

Die Orgel wurde 1875 von der Firma Steinmayer aus Oettingen für 7.646 Goldmünzen hergestellt. Es wurde anschließend von Josef Förster, Professor des Prager Konservatoriums, genehmigt. Ursprünglich war es eine mechanische Maschine mit zwei Manualen, 26 Registern und konischen Luftleitungen. Im Jahre 1908 baute der Orgelbauer Christoph Müller aus Pomezí sie in eine pneumatische um und reduzierte die Anzahl der Register auf 25.

Liebesstatue der Jungfrau Maria

Die Statue der Jungfrau Maria der Liebe in der St.-Jáchym-Kirche befand sich ursprünglich im Kapuzinerhospiz in der Mariánská-Straße. Der Legende nach wurde es in einem Hühnerstall am Roten Haus (bis zum Stadtbrand 1873, Nr. 119, heute Nr. 273 am Platz der Republik) gefunden. Die Statuette selbst ist eine Barockarbeit des sog. spanischen Stils, sie ist polychromiert, mit Kronen aus vergoldetem Metall.

Krypta

Die Krypta ist heute ein zweikammeriges, einstöckiges Gebäude. Ursprünglich war sie jedoch wahrscheinlich zweigeschossig, wovon die Verbindung der Krypta mit dem Pfarrhauskeller durch einen unterirdischen Gang zeugt, der unter dem Niveau des Joachimsthaler Baches verläuft. Heute ist der Gang jedoch unpassierbar, weil 1992 ein Kran, der neue Glocken in den Kirchturm hievte, in den Gang stürzte. Da es sich um die Gruft des hiesigen Zweiges der Familie Schlick handelte und hier die Oberamtmänner begraben wurden, würde die jetzige Größe der Gruft deutlich zu kurz greifen.

Ursprünglich war der Eingang zur Krypta mit einer Platte aus weißem Marmor bedeckt. Die Platte zeigte die Ehefrau von Lorenz Schlick, Gräfin Katharina von Wartenberg, die 1541 beigesetzt wurde, und ihre acht Kinder (Joannes, Veronica, Catharina, Adam, Christoph, Susanna, Stephan und Eleonora) wurden in kreisförmigen Medaillons (Kopfstücke) um sie herum dargestellt. Die Inschrift auf der Gedenktafel lautete "Dum gravido dubium | tentaret corpore partum, | Inclyta cum foetu proh. Catharina perit. Obiit VII. Kalendas | Mai Anno Domini M. D. XLI.'. Diese Tafel wurde bei dem Brand durch den herabstürzenden Dachstuhl zertrümmert und nur das Medaillon mit dem Bild von Stephan Šlik wurde gerettet. Dieses Medaillon mit einem Durchmesser von 33 cm ist heute in der sogenannten Winterkapelle eingemauert.

Die Gruft wurde bei einem Kirchenbrand ausgeraubt und nur eine Silberplatte, die ursprünglich den Namen des Verstorbenen trug und den Sarg kennzeichnete, wurde wiedergefunden.

Später wurden in der Krypta die sterblichen Überreste der Äbte des Klosters in der Mariánská-Straße beigesetzt, das zur Joachimsthaler Kirche gehörte.

Heute gibt es drei leere Kindersärge und drei Erwachsenensärge, von denen einer die hier gefundenen Skelettreste enthält.

Eine Fotogalerie der Kirche finden Sie hier: https://mipalfi.rajce.idnes.cz/Kostel_sv._Jachyma/