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TREPPE DES GRAUENS - DAS MAUTHAUSEN-STIEGENHAUS

3. 6. 2021
Zu den (leider für Gott) nicht sehr bekannten, aber sicher nicht unbedeutenden Denkmälern der Vergangenheit der Stadt gehört die Treppe des Terrors, auch Mauthausen-Stiege genannt. Sie befindet sich oberhalb der Grube Svornost, die das Treppenhaus mit dem gleichnamigen Strafarbeitslager verband.
 
Das Lager Svornost oberhalb des gleichnamigen Bergwerks wurde während der Nazi-Besetzung Böhmens errichtet. Nach dem Ende des Krieges und der Rückgabe des Grenzgebietes an die tschechoslowakische Verwaltung übernahm dieses Lager die Aufgabe der Vergeltung und der Kriegsgefangenschaft. Nachdem die Welt von dem Zwangseinsatz von Kriegsgefangenen, die sich auf dem Territorium der UdSSR befinden sollten, erfahren hatte, wurde die Freilassung dieser Personen beschleunigt. Diese Arbeitskräfte mussten jedoch ersetzt werden, und deshalb wurde das Kriegsgefangenenlager in ein Strafarbeitslager umgewandelt. Ab 1949 wurden vor allem politische Häftlinge hierher geschickt, die bis 1954, als das Lager geschlossen wurde, Sklaven blieben. In dieser Zeit wurde auch die Treppe des Schreckens gebaut, die zum Bergwerk Svornost führt. Bis zu dieser Zeit gingen die Häftlinge zu Fuß zur Grube entlang der Straßen (heute nicht mehr vorhanden - Auf der Tanne und Untere Tanne), wo zu dieser Zeit die Wohnhäuser standen.
 
Der neu geschaffene Korridor diente nicht nur der Bewegung und Kontrolle der Häftlinge, sondern zum Beispiel auch dem Transport von Trinkwasser, da das Lager nicht an eine Wasserversorgung angeschlossen war. Diese drei Meter breite Treppe überwand einen Höhenunterschied von siebzig Metern und bestand aus 230 bis 260 Stufen, die aus Holzstämmen mit Hinterfüllung gefertigt wurden. Nicht nur die Treppe selbst war praktisch das ganze Jahr über rutschig, auch die Häftlinge mussten sie nach der harten Arbeit unter Tage erklimmen.
 
Natürlich war das Treppenhaus schwer bewacht und die Häftlinge darauf wurden gezählt und nochmals kontrolliert. Zunächst passierten die Häftlinge in fünf Reihen ein Stacheldrahttor, gaben ihre Nummer an und mussten warten, um registriert zu werden. Sie gingen dann nach unten oder nach oben zum nächsten Tor. Das Treppenhaus selbst hatte auf beiden Seiten einen Stacheldrahtzaun, der stark beleuchtet war. Ungefähr in der Mitte (dort, wo heute die Treppe beginnt) befand sich das Wachhaus, in dem sich die Wachen im Winter wärmen oder aufhalten konnten, wenn keine Gefangenen durchkamen. Die Tore an beiden Enden der Treppe wurden von Wachtürmen, den sogenannten Spackelhäusern, bewacht.
 
Nachdem das Lager aufgelöst wurde, verlor die Treppe ihren Zweck und wurde nicht mehr benutzt. Als das Geheime Gebiet Joachimsthal nach dem Ende des Uranabbaus aufgelöst wurde, beschloss die Staatssicherheit, diesen Korridor als Teil der Vertuschung zu liquidieren. So wurde die Treppe entfernt und das Gelände der Natur überlassen. Erst im Jahre 1993 wurde die Treppe von Mitgliedern des Bergbauvereins Barbora im Rahmen der Abgrenzung des Naturlehrpfades Joachimsthaler Hölle gefunden und rekonstruiert. Doch mit der Zeit begann sich der Vorhang des Vergessens wieder über dem Ort zu schließen, die Hinweisschilder sind gealtert und der NS wurde von der Natur zurückerobert. Die Treppe verschwand praktisch von selbst. Erst im Jahr 2015 führte das Sokolov-Museum unter der Leitung von Herrn Rund eine weitere Rekonstruktion durch. Dies geschah im Zusammenhang mit der Öffnung der Stola Nr. 1 für die Öffentlichkeit und dem Bau des Bergbau-Freilichtmuseums. Das Sokolov-Museum setzte damit die Bemühungen und die Arbeit des Barbora-Vereins fort. Anlässlich der Restaurierung des Treppenhauses wurde auch eine teilweise Umzäunung des Lagers und die Freilegung der Lagerkorrektur errichtet. Diese Umzäunung befindet sich jetzt an einer anderen Stelle und erreicht nicht ihre ursprüngliche Größe. Der Grund dafür ist prosaisch, an der ursprünglichen Stelle steht jetzt ein Wasserwerk und darüber verläuft eine Hochspannungsleitung. Die Umzäunung würde also direkt in der HV-Schutzzone liegen, was nicht möglich ist.
 
An die Aktivitäten des Sokolov-Museums knüpfte der Freiwilligenverein Političtí vězni.cz an, der den verschwundenen Naturpfad neu markierte, Informationstafeln anfertigte und sich weiterhin um den Pfad kümmert.
 
Ich schulde Ihnen, dem Leser, noch die Information, wie die Treppe zu ihrem Namen kam. Die "Treppe des Terrors" wurde von den Häftlingen nach dem 28. September 1950 als Korridor bezeichnet. An diesem Tag versuchten zwei Häftlinge, während der Zählung zu fliehen. Beide wurden erschossen und bis zum nächsten Tag als Warnung für andere Häftlinge am Fuß der Treppe liegen gelassen. Rudolf Kindl wurde im Alter von 21 Jahren (geboren am 21. Dezember 1929) und Ilya Stalev Chubenov im Alter von 28 Jahren (geboren am 11. September 1922) erschossen.
 
Das Mauthausener Stiegenhaus wurde dann von einem der Häftlinge, dem die gleiche Anzahl von Stufen im Stiegenhaus wie im Steinbruch des NS-Lagers Mauthausen auffiel, als Korridor bezeichnet. Dieser Häftling hatte also sowohl Erfahrungen mit nationalsozialistischen als auch mit kommunistischen Konzentrationslagern.