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STADT SPITAL

3. 6. 2021
Im Jahr 1530 wurde an der Allerheiligenkirche durch den Hormeister und späteren Münster Wolf Sturz ein Bergbauspital gegründet. Zur gleichen Zeit wurde hier der städtische Friedhof gegründet. So entstand tatsächlich ein Zentrum für die Pflege von Körper und Seele (was damals gleichermaßen wichtig war), im Leben und nach dem Leben. Es war ein einfacher einstöckiger Renaissancebau, der auf einem L-förmigen Grundriss errichtet wurde. Ein Korridor verlief durch die Mitte des Krankenhauses, mit einzelnen Zimmern auf beiden Seiten. Der Dachraum der Kirche wurde vom Krankenhaus als Lagerraum für Lebensmittel und Materialien genutzt. Die Gebäude sind in dieser Form auf einem Fragment einer Bergbaukarte aus dem Jahr 1534 dargestellt.
 
In Anbetracht der Bedeutung der Stadt ist es klar, dass das örtliche Krankenhaus auch prominente Persönlichkeiten der damaligen Zeit beherbergte. Unter anderem der erste Joachimsthaler Arzt, Magister Rümpfel, der Arzt und Apotheker Georg Sturz (Sohn des Krankenhausgründers) und der Arzt Jan Niavius. Für die Bedürfnisse des Hospitals veröffentlichte W. Beyer (Václav Payer) bereits 1523 ein Buch über Bergbau-Medizin. Es war eine Art Handbuch der Fachmedizin für den Bedarf der zukünftigen Ärzte, aber auch für die Bergleute selbst. Magnus Hund und Beyer de Cubito sammelten hier Material für ihre Arbeit zur Beschreibung der Joachimsthaler Bergmannskrankheit. Franz Rener war hier von 1558 bis 66 Arzt, woran eine Gedenktafel neben dem Eingangsportal erinnert (FRANCZ RENER | SPITTEL | MEISTER).
 
Die letzten aufgezeichneten Veränderungen des Spitals wurden im Rahmen des Barockumbaus vorgenommen. Das Gebäude wurde von einem hohen Satteldach mit Bohlengiebeln gedeckt. Der Verputz war schlicht, ohne skulpturale Verzierungen. In der nordwestlichen Mauer stand ein Portal aus dem Jahr 1566. Über seinem Gesims befand sich eine Tafel mit der Inschrift VON ∙ DEINEN ∙ GVTER ∙ HILF ∙ DEM ∙ ARMEN ∙ VND ∙ WENDE ∙ DICH ∙ NICHT ∙ VON ∙ ARMEN ∙ | SO ∙ WIRT ∙ DICH ∙ GOT ∙ WIDER ∙ GNEDIG ∙ ANSEHEN ∙ TOBIAS ∙ - AM ∙ 4. REICHE ∙ DEM ∙ ARMEN ∙ DEINE ∙ HAND ∙ AVF ∙ DAS ∙ DV ∙ REICHLICH ∙ GESEGNET ∙ WERDEST ∙ 1566 ∙
 
Es ist nicht ganz klar, wann und warum das Gebäude seinen Zweck nicht mehr erfüllte. Das Krankenhaus verfiel, was zu seiner spontanen Zerstörung führte. Außerdem brannte es 1955 ab, was seinen Untergang beschleunigte. Im Jahr 1958 wurde der Torso der Umfassungsmauern als Fundament für eine Terrasse mit einem Aufbahrungsraum, einem Urnenhain und einer Gedenkstätte genutzt.
 
An das Krankenhaus wurde zuletzt 1992 indirekt erinnert, als beim Umbau auf dem Dachboden der Kirche eine hölzerne Getreideschaufel gefunden wurde, die ursprünglich zur Ausstattung des Krankenhauses gehörte.