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LAGER NIKOLAI (Nikolaj)

3. 6. 2021
nikolaj-a.jpgCamp-Code - A.
 
Symbol des Lagers im Kreuzweg - Gefesselte Hände
 
"Ihr werdet hier sterben, wir werden aus euren Frauen Huren machen und eure Kinder aufziehen, um euch bis zum Tod zu verfluchen" - der Begrüßungssatz des Lagerkommandanten Schamberger.
 
Zusammen mit Vršek und Rovnost galt das Lager Nikolaj als das härteste Lager in der Region Jáchymov. Es wurde im November 1951 auf dem Gelände des ehemaligen Zwangsarbeiterlagers (1. September 1950 - 15. Februar 1951) eröffnet und am 1. Juli 1958 geschlossen. Seine Kapazität betrug 907 Häftlinge, wurde aber oft überschritten. Das Lager lag auf einer Höhe von 935 Metern über dem Meeresspiegel und befand sich auf der windzugewandten Seite eines sanften Abhangs.
 
Ursprünglich war das Lager für kriminelle und vergeltende Häftlinge bestimmt, aber nach und nach wurden dort auch politische Häftlinge untergebracht. Aus den Reihen der kriminellen und antikriminellen Häftlinge rekrutierten sich Barackenführer (Kapo - z.B. Gestapo-Angehöriger Gutweniger) und vor allem Mitglieder des sog. Trommelkommandos unter Leitung des Gestapo-Bündlers Břetislav Janicek. Dieses Kommando nahm eine Minderheit politischer Gefangener ins Visier, bis diese begannen, Widerstand zu leisten. Zur Erinnerung: Die Selbstverteidigungskurse wurden heimlich von General Rudolf Pernicky (damals degradierter Major) geleitet. Der damalige Kommandant des Lagers war Ladislav Schamberger, der nicht nur von der Existenz des Kommandos wusste, sondern es mit Hilfe des Erziehers Jaroslav Kvapil auch leitete.
 
Da das Arbeitslager Nikolaj über keinen eigenen Schacht verfügte, gingen die Häftlinge zur Arbeit in die etwa einen Kilometer entfernte Grube Eduard. Da sich zwischen diesen Orten eine stark befahrene Straße befand, die zum Transport von Uranerz genutzt wurde, war es nicht möglich, den obligatorischen Stacheldrahtkorridor wie in anderen Lagern einzurichten. Dafür wurde der Joachimsthaler Bus (auch Russenbus genannt) verwendet - eine Gruppe von 80-120 Häftlingen, die dicht aneinander gekauert wurden, woraufhin sie mit einem 6 mm dicken Stahlseil umschlossen wurden, dessen Enden miteinander verriegelt wurden. Diese Einheit wurde dann von den Wächtern dorthin gebracht, wo sie gebraucht wurde. Wenn ein Gefangener ausrutschte oder stolperte, wurde das Seil in den Körper der äußersten Gefangenen geschnitten. Besonders schwierig war das Gehen im Winter, wenn sich die Häftlinge ihren Weg durch tiefen Schnee bahnen mussten.
 
Der vielleicht berühmteste Fluchtversuch aus diesem Lager war das Graben eines 20 Meter langen Tunnels in den weniger bewachten Teil des Lagers im Jahr 1955. Doch alle Ausbrecher wurden bald gefasst, der letzte auf der bewachten Brücke über den Fluss Ohře in Loket.
 
Das Camp Nikolai bestand ursprünglich aus drei separaten Teilen. Der Bereich der Grube Nikolaj, in dem die Häftlinge des ursprünglichen Zwangsarbeitslagers arbeiteten, wurde später geschlossen und das neue Arbeitslager hatte nur zwei Teile. Ein Teil für die Wachen und ein Teil für die Gefangenen. Der Teil für die Wachen enthielt Schlafsäle, Lager und Garagen. Der Häftlingsbereich hatte einen drei Meter hohen doppelten Stacheldrahtzaun und zwischen den Zäunen einen zwei Meter breiten Streifen weißen Kaolinsandes, der sorgfältig geharkt wurde. An der Innenseite des Zauns befand sich ein fünf Meter breiter Streifen aus verflochtenem Stacheldraht mit einer Signaleinrichtung aus Leuchtraketen. Einen Meter vor diesem Streifen befand sich ein gespannter Draht, dessen Überschreiten ohne weitere Vorwarnung den Beschuss auslöste. Die Bewachung erfolgte durch sechs Türme mit Suchscheinwerfern. Die Plattform (apelplac) teilte den Gefängnisbereich in zwei weitere Abschnitte - Wohnräume, Trockenraum, Hafträume, Küche und Latrinen, gegenüber den Büros, dem Gemeinschaftszentrum, den Strafbaracken und der Krankenstation. Die Häftlinge wurden dreimal am Tag bei jedem Wetter auf dem Bahnsteig gezählt.
 
Nachdem das Lager geschlossen wurde, wurden alle Gebäude entfernt und das Gelände mit Bulldozern eingeebnet. Nur wenige Artefakte sind erhalten geblieben, wie z. B. die Fundamente der Küche mit dem unterirdischen Raum, der als ursprüngliche Justizvollzugsanstalt genutzt wurde (eine separate Justizvollzugsanstalt wurde erst 1955 gebaut), die Fundamente der Kaserne oder die Betonpoller, die die Stirnwand des Gemeindezentrums bilden.
 
Zu den berühmtesten Häftlingen dieses Lagers gehörten: Hockey-Weltmeister Augustin Bubník, Brigadegeneral Antonín Husník, Wolfram-Kommandant Rudolf Pernický, Schriftsteller Karel Pecka, Agentenwanderer und Schmuggler František Wiendl, RAF-Kampfpilot Bedřich Kružík und Fürst Arnošt Schwarzenberg.